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Wo der König regieren darf

von Michael Dufner

Seit ich mich bekehrt habe, ist das mein Anliegen: Reich Gottes, seine Gemeinde, Menschen, die Jesus nicht kennen, mit ihm bekannt machen. Reich Gottes, was ist das eigentlich? Ich kann mich noch erinnern, wie Elija, mein Ältester (er war noch nicht im Kindergarten) zu mir ins Büro kam und sagte: «Papi, i bruch es Gsprööch…» 

Ich war irritiert, denn er hatte einen Bleistift und einen Notizblock dabei. Also fragte ich, wieso er ein Gespräch benötige. «Weil du für die Menschen, die ein Gespräch möchten, immer Zeit hast. Aber wenn ich mit dir spielen will, dann sagst du immer: Ich muss arbeiten.» Das sass! Es war die Geburtsstunde eines neuen Verständnisses, was Reich Gottes ist.

Heute habe ich eine Antwort, die meinem Herzen, aber auch meinem Verstand genügt. Nicht kompliziert, nicht theologisch, aber sehr eingängig: «Reich Gottes ist dort, wo der König des Reiches regieren darf.» Reich Gottes ist dort, wo Jesus regiert, wo Er auf dem Thron sitzen darf. Mit dieser Brille in meinen Alltag hineingeschaut, entdecke ich viele Bereiche, wo nicht Jesus auf dem Thron sitzt. Es sind eher meine Vorstellung, mein Bedürfnis nach Sicherheit, mein Alltagstrott, die im Vordergrund stehen. Ich gehe davon aus, dass wir als Menschen grundsätzlich dazu neigen, aus Routine, nach automatisierten Abläufen und Ritualen zu handeln, ohne dass wir dabei in Verbindung zum König stehen. 

Auf Autopilot
In einem Artikel habe ich tatsächlich ge­lesen, dass herausgefunden wurde, dass «Menschen bis zu 95 % aus Routine und nach erlernten Tagesnormen handeln». Denn Routinen geben Sicherheit. Unser geheimes Ziel bestehe darin, 95 % unserer Tätigkeit zu automatisieren. Das ist ein Drang, der im Widerspruch zum Reich-Gottes-Gedanken steht. Wenn das wirklich stimmt, dann ist die treibende Kraft unserer inneren Haltung eben nicht JESUS als mein König – also Reich Gottes leben –, sondern ein unbewusstes Streben nach Funktionieren. Selbst wenn wir einen 
neuen Job beginnen, besteht unser Handeln 30 % aus Routine, obschon alles neu ist. Wir überdenken unsere Handlungen. Aber das bedeutet, dass wir uns oft unsicher fühlen. So fühlt sich das unroutinierte Arbeiten streng und herausfordernd an. Je mehr Routine es gibt, umso mehr fühlen wir uns angekommen, sicher und kompetent. 

Alles im Griff
Dieses Phänomen macht auch vor Beziehungen, bei der Erziehung, in der Ehe, im Haushalt, bei den Hobbys oder auch vor unserer Jesusbeziehung nicht Halt. So sollen wir Menschen hier und jetzt den Ruf von Jesus hören: «Als erstes trachtet nach dem Reich Gottes» (Mt 6,33). Das ist kein Vorwurf, sondern eine Einladung, die Einladung, das Hamsterrad «Menschsein» zu verlassen und ganz auf Gott zu vertrauen! Wenn Er König sein darf, dann beginnen wir, Reich Gottes zu bauen.

Eingeladen
Ich erlebe diese Einladung immer wieder als göttliche Momente. So, wie Jesus Halt macht beim Baum und zu Zachäus sagt: «Komm runter…!» – Komm runter von deinem Machen, von deinen inneren Zwängen, allen etwas zu beweisen! Komm runter von dem, was dich antreibt! Ich will bei dir einkehren. In dem Moment rücke ich am Tisch etwas zur Seite. Das hatte ich sogar mal während eines Konflikts am Familientisch getan. Meine Tochter bemerkte es: «Papi, was machst du?» Ich sagte darauf sehr spontan: «Ich glaube, Jesus möchte auch an unserem Esstisch Platz nehmen.» Das veränderte die Stimmung und auch die Atmosphäre schlagartig. Wir hatten unerwartet ganz neue Themen. Wieso? Weil ich nicht meiner Routine, meinen Erziehungserfolgen glaubte, sondern JESUS als meinen König eingeladen hatte. In dem Moment erlebte ich mit totaler Begeisterung Reich Gottes. Seine Herrschaft ist besser als alles, was ich kenne. Sein Reden, sein Wirken ist das, was Reich Gottes ausmacht. Davon möchte ich mehr.
 

Wo der König regieren darf